Xi'an - Traditioneller geht es kaum für eine Großstadt...

"BETTER TO SEE SOMETHING ONCE THAN HEAR ABOUT IT A THOUSAND TIMES."

Und schon wieder habe wir die nächste Stadt auf unserer Reiseroute, Xi’an, verlassen und sind mittlerweile in „Louyang“ angekommen... Wie ihr sicherlich wisst, ist Xi’an eine sehr bekannte Stadt, weil sich hier die Terrakotta-Armee befindet. Natürlich war das auch für uns einer der Hauptgründe diese Stadt mit auf unsere Zielliste zu schreiben, aber nachdem wir nun dort gewesen sind, finde ich, dass Xi’an alleine für seine so gut erhaltene Altstadt definitiv auf die Chinarundreisenroute gehört ;).

 

Der erste Tag ist mal wieder für den Hostelwechsel bzw. Flug draufgegangen, sodass wir erst abends im Hostel in Xi’an angekommen waren und dann nur noch einmal in Richtung Stadtzentrum (zum „Bell Tower“) losgegangen sind, um zu Abend zu essen. Aber noch einmal kurz zurück zum „Reisen“... Ich muss mal sagen, dass ich sehr erstaunt bin wie problemlos man immer vom Flughafen, Bahnhof etc. zu den einzelnen Hotels bzw. Hostels gelangt, obwohl sich z.B. der Flughafen von Xi’an eine gute Autostunde vom Stadtzentrum entfernt befindet! Aber dort gab es einen Airport-Shuttle, der einen für ca. 3€ direkt ins Stadtzentrum von Xi’an bringt – also echt mal wieder super organisiert in China und sehr touristenfreundlich (solange man die Sprache etwas spricht ;)). 

 

Unseren ersten „richtigen“ Tag haben wir direkt in Xi’an, d.h. innerhalb der Stadtmauern, die übrigens die längsten erhaltenen Stadtmauern Chinas sind, verbracht. Somit hieß es auch zuerst: Stadtmauern besteigen und schon einmal ein Feeling dafür zu bekommen wie es in einer Woche auf der „Great Wall“ sein wird ;). Natürlich waren auch die Stadtmauern mal wieder zum Thema chinesisches Neujahrsfest geschmückt, was manchmal echt wunderschön aussah (wahrscheinlich besonders bei Nacht, wenn diese beleuchtet werden), aber an manchen Stellen ziemlich kitschig wirkte und das Traditionelle des Stadtmauernbildes irgendwie kaputt gemacht hat... Wenn man die gesamte Stadtmauer entlanglaufen hätte wollen, hätte man ca. 4 Stunden gebraucht! Also haben wir uns entschieden nur ¼ (d.h. vom Südtor, dem größten und bekanntestem aller Tore, zum Westtor) zu laufen, weil wir uns ja noch andere Sehenswürdigkeiten von Xi’an anschauen wollten... Wir waren erstaunt, dass gar nicht so viele Touristen auf der Mauer waren, aber wahrscheinlich waren alle mit den Vorbereitungen für das Neujahrsfest beschäftigt gewesen.

Nachdem wir uns vom Westtor mithilfe von Bussen (in Xi’an ist das Metronetz leider noch nicht so verbreiten und deshalb liegen die einzelnen Stationen oft ziemlich weit auseinander) wieder ins Stadtzentrum gekämpft hatten, haben wir uns das „Beilin Museum“ bzw. den sogenannten „Stelenwald“, der sich in einem ehemaligen Konfuziustempel befindet und sehr bekannte Kalligraphietafeln als auch sehr alte und traditionell chinesische Skulpturen beherbergt,  angeschaut. Wenn ich nochmal in Xi’an wäre, würde ich es mir nicht nochmal anschauen, aber das liegt wahrscheinlich auch daran, dass wir mit den meisten Kaliigraphieinschriften nichts anfangen konnten, da manche erst gar nicht übersetzt waren und die, die übersetzt worden waren, hatten etwas mit historischen Ereignissen in China zu tun, von denen ich meist noch nie etwas gehört hatte... Also eher eine Attraktion für chinesische Touristen ;). 

Anders ist dies bei der „Großen Wildganspagode“ (Dayanta), die laut Reiseführer sogar die Hauptattraktion Xi’ans darstellt... Eigentlich hatten wir geplant diese schon am ersten Tag zu besuchen, aber als wir dort ankamen, wurde uns gesagt, dass die Pagode in 20 Minuten schließen würde, und da wir uns nicht hetzten wollten, haben wir beschlossen dann am dritten Tag noch einmal wiederzukommen. Anstatt dessen haben wir uns mit einem Eis von „Diary Queen“, was meiner Meinung nach völlig überteuert war, in den Park vor der Pagode gesetzt und mal zur Abwechslung etwas entspannt, weil das Wetter an diesem Tag einfach wunderschön sonnig war!!! Innerhalb dieser 2 Stunden, die wir dort saßen, haben uns bestimmt 10 Chinesen mit ihren Kinder nach einem Foto von uns, wie wir ihre Kinder halten oder umarmen, gefragt... Die Kids sind immer voll süß, aber manchmal kommt man sich schon etwas komisch vor eine „lebende Attraktion“ zu sein! 

 

Abends waren wir dann im „muslimischen Viertel“, was die Bezeichnung für die längste Streetfoodstraße Xi’ans ist, und wir haben uns beide wie in der Türkei gefühlt, da dort an vielen Stellen türkische Musik gespielt wurde, an jedem Stand irgendwelche Marktschreier waren und die Chinesen auch vom Aussehen her einen türkischen oder arabischen Touch hatten. Das Viertel ist abends ein „Must-see“, aber leider ist es dann auch immer am vollsten und man kann sich nur mit der Menschenmasse vorwärtsbewegen... Auch wenn man jetzt denkt, dass es dort nur Lamm zu essen gibt (was es natürlich an vielen Ständen gibt), gab es dort auch eine Menge vegetarischer Angebote und ich konnte dort zum ersten Mal in China auf der Straße vegetarische Dumplings essen!!! Am letzten Abend waren wir sogar ein zweites Mal dort, aber haben uns entschieden drinnen zu essen, was echt eine Fehlentscheidung war, weil es in den Restaurants selbst ungemütlich und das Essen selbst auch nicht besonders gut war... Da war das Fingerfood und vor allem der frisch gemachte Frozen-Yoghurt auf der Straße selbst um Meilen besser!!!

Unser zweiter Tag war der chinesische „New Year’s Eve“, aber trotzdem hatten alle wichtigen Sehenswürdigkeiten offen, weil für Chinesen das Neujahrsfest zum Reisen bzw. zur Rückkehr in die Heimatstadt genutzt wird und so schätzungsweise eine Milliarde Chinesen auf Reisen sind. So sind wir schon früh losgefahren, um die Sehenswürdigkeiten, wie die „Huaqing Thermalquellen“ oder die „Terrakotta-Armee“, die etwas außerhalb von Xi’an liegen, zu besichtigen... Zum Glück gibt es günstige Touristenbusse, die einen sofort vom Stadtzentrum aus innerhalb von 60min überall hinbringen! Unser erster Stopp warendie „Huaqing Thermalquellen“, die inmitten eines riesigen Parks bzw. bei dem Berg „Li Shan“, auf dem auch ein sehr bekannter taoistischer Tempel liegt, liegen. Zwar ist die Natur dort sehr schön und unberührt, aber trotzdem würde ich behaupten, dass das Gelände den Eintrittspreis nicht wert ist... Zuerst sind wir einfach der Touristenroute den Berg hinauf gefolgt, aber irgendwann hatten wir genug vom ganzen Treppensteigen und haben bemerkt, dass die heißen Quellen direkt unten am Eingang beim See liegen und sind dann nicht bis zur Bergspitze hinaufgewandert, sondern haben uns lieber die Wasserstellen, die einen beliebten Erholungsort für Kaiser der Tang-Dynastie darstellten, angeschaut ;).

Danach ging es endlich zu DER Attraktion, auf die wir bei einem Xi’an Besuch auf keinen Fall verzichten wollten: Auf zur Terrakotta-Armee (Bingmayong)! Diese unterirdische Armee, die aus tausenden lebensgroßen Soldaten besteht und über zwei Jahrtausende unentdeckt das Grab des Kaisers „Qin Shihuangdi“ bewachte, ist einfach atemberaubend. Um mehr über die Geschichte dieser Armee zu erfahren, haben wir uns einen Audioguide geliehen, was ich nur jedem Besucher empfehlen kann, da man viele zusätzliche Informationen erhält ohne die das Betrachten der drei Gruben ziemlich langweilig sein kann... Mir war gar nicht klar, dass die Terrakotta-Armee erst 1974 entdeckt wurde und das die Ausgrabungen noch lange nicht zu ende sind. Was ich auch nicht wusste war, dass die Soldaten alle ganz individuell mit Gesichtsausdrücken versehen und wirklich lebensgroß gebaut wurden, oder dass sie ursprünglich alle bemalt waren, aber die Farben sich nach der Ausgrabung durch den Luftkontakt abgelöst haben... Grube 1 ist mit Abstand die Größte und Beeindruckendste und diejenige, die man von Postkarten, Fotos etc. kennt. Aber wenn man selbst vor ihr steht, ist das einfach der Wahnsinn wie groß sie ist, denn insgesamt sollen sich in dieser Halle 6000 Soldaten befinden, von denen jedoch nur 2000 ausgegraben und zur Show gestellt werden. Das ist jedoch schon beeindruckend genug!!! 

Wir waren doch überrascht wie viele chinesische Touristen sich am „New Year’s Eve“ die Terrakotta-Armee angeschaut haben, obwohl für die Chinesen das Neujahrsfest ähnlich zu unserem Weihnachtsfest ist, d.h. die Familie kommt zusammen, es gibt ein großes Familiendinner und Geschenke, was meistens die sog. „Hongbao“ (rote mit Geld gefüllte Umschläge sind, die man heutzutage nicht mehr unbedingt per Post, sondern über den elektronischen Weg verschickt) sind. Da an diesem Abend alle chinesischen Restaurants geschlossen haben, sind wir „zur Feier des Tages“ schließlich in der „Starbucks Roastery“ gelandet *haha*... Aber natürlich wollten wir an dem Abend noch etwas Besonderes machen und hatten de Tipp erhalten zum „North Square“ der „Großen Wildganspagode“ zu fahren, wo die größte „Fountain Music Show“ (d.h. eine Art Lichter- und Musikspiel an einem Platz voller Wasserfontänen) Chinas stattfindet! Die Show war echt großartig, aber natürlich war es mal wieder völlig überfüllt was aber nicht weiter schlimm war, da wir noch einen Platz in der ersten Reihe ergattern konnten ;)...

Das war definitiv das Highlight zum chinesischen Neujahr, weil es ja leider kein Stadtfeuerwerk gab, wie wir uns das erhofft hatten... Laut dem Personal des Hostels gäbe es traditioneller Weise erst 15 Tage später, d.h. zum Ende des chinesischen Neujahrsfests ein Feuerwerk. Aber da sind wir dann ja leider schon in Japan... Ich wollte unbedingt jedoch wenigstens ein bisschen das Gefühl für das chinesische Neujahrsfest, was in der chinesischen Kultur das wichtigste Fest des Jahres ist, bekommen. Leider konnte ich ja schon nicht das traditionelle Festtagsessen mit meiner Familie haben, aber zumindest konnten wir ein bisschen von der „CCTV Spring Festival Gala“ im Fernsehen schauen, auch wenn das bei unserer schlechten WLAN-Verbindung gar nicht einfach war. Ganz China schaut nämlich diese Gala während des Essens und das Showprogramm ist sehr vielfältig: von Comedy über Tanzvorführungen über Musikakts bis hin zu Publikumsspielen ist alles dabei ;)... Also sehr unterhaltsam und ganz nach dem Geschmack eines jeden Chinesen! Kurz vor Mitternacht sind wir trotzdem noch einmal zum Südtor gegangen, weil wir die Hoffnung hatten, dass es vielleicht doch ein Feuerwerk gäbe, wie uns ein Einwohner eigentlich gesagt hatte... Dem war leider nicht so und so haben wir uns einfach entschieden noch was trinken zu gehen und auf diesem Weg ins neue Jahr, das Jahr des Hundes, reinzufeiern. Echt erstaunlich wie viele Chinesen gar nicht zu Hause bei ihrer Familie, sondern lieber in einer Disko das neue Jahr gefeiert haben – das hätte ich definitiv nicht erwartet!!! 

 

Da wir an den beiden vorherigen Tagen schon so viel Sightseeing gemacht hatten, konnten wir ganz entspannt ausschlafen und haben trotzdem noch die beiden „Must-Sees“, die auf unsere Liste standen, abklappern. Wie schon am Anfang gesagt, sind wir an diesem Tag dann noch einmal zur „Großen Wildganspagode“ gefahren und haben uns die umliegende Tempelanlage mal von innen angeschaut. Am Tag nach Neujahr war das keine so gute Idee, weil sich gefühlt alle Chinesen aus Xi’an  in und um die Tempelanlage versammelt haben, um für Glück, Gesundheit, Famile etc. fürs neue Jahr zu beten... Auf der anderen Seite hat man dadurch diese „Neujahrsrituale“ miterleben können ;). Trotzdem ist meiner Ansicht nach ein bisschen Ruhe für die Besichtigung der Tempelanlage etwas angenehmer! 

Als Letztes stand noch der „Bell Tower“, der sozusagen den Stadtmittelpunkt bildet, auf unsere Liste. Dieser Glockenturm hat natürlich eine historisch wichtige Bedeutung und besitzt sogar ein Pendant, den „Drum Tower“, der sich nur eine Querstraße entfernt befindet. Heute liegt der „Bell Tower“ jedoch etwas verlassen auf einer Verkehrsinsel inmitten eines Kreisverkehrs. Das hat mich ein bisschen an den „Arche de Triomphe“ in Paris erinnert – auch von der Aussicht her, die man auf die Stadt erhält ;)...

Wie ihr also sehen könnt, hat Xi’an mit seiner Altstadt definitiv mehr zu bieten als allein die Terrakotta-Armee, auch wenn man natürlich Xi’an nicht verlassen sollte ohne diese gesehen zu haben!!! Somit waren wir beide ziemlich verwundert, dass es wirklich nur ganz vereinzelt westliche Touristen gab (deutlich weniger als in Hongkong und Shanghai, aber sogar weniger als in Chengdu)... Wenn ihr also einmal in China seid und mal eine wirklich traditionelle Stadt sehen wollt, dann solltet ihr diese Stadt auf keinen Fall außenvorlassen ;). Für uns ist sie nun aber schon wieder Geschichte, auch wenn wir natürlich die tollen Erinnerungen für immer behalten werden, und wir sind in Luoyang, der Stadt mit dem bekannten „Shaolin-Tempel/Kloster“ angekommen. Ich bin mal gespannt, was es hier sonst noch so gibt bzw., ob es noch etwas zu entdecken gibt ;)...

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